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14.09.2019 – Die DRG ist jetzt Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Kulturschutz e.V.

Wir sind jetzt Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Kulturgutschutz e.V (DGKS).

Die DGKS wurde bereits im Jahr 1993 als gemeinnütziger Verein gegründet und widmet sich insbesondere den Belangen des Kulturgutschutzes in Krisen-, Katastrophen- und Notsituationen.

Gemeinsam werden wir weiter für den Erhalt unserer kulturellen materiellen und immateriellen Werte arbeiten. Die Achtung der Kulturvielfalt gibt uns die Chance, das, was unsere Vorfahren uns hinterlassen haben, zu hüten und zu mehren. Nikolaj Roerich sagte einst: „Dort, wo Kultur ist, dort ist auch Frieden“.

#SaveRoerichMuseum / Aufruf des Internationalen Roerich-Zentrums an die russische und internationale Gemeinschaft

Russland war schon immer berühmt für seine großartige Kultur. In einer Reihe mit den herausragenden Namen Puschkin, Dostojewski, Tschechow und Tolstoi steht der Name des großen russischen Künstlers Nikolai Roerich. Sein kulturelles Erbe ist der Stolz und die Herrlichkeit Russlands.

In den letzten Jahren hat die Führung des Kulturministeriums der Russischen Föderation versucht, das Internationale Roerich-Zentrum zu zerstören, eine bekannte öffentliche Organisation, die in Moskau von Nikolaj Roerichs jüngstem Sohn, Svyatoslav, gegründet wurde, um das Erbe seines großen Vaters und seiner Familienmitglieder zu bewahren, zu studieren und zu fördern.

In den 25 Jahren seiner Tätigkeit ist das Internationale Roerich-Zentrum zu einem Zentrum für die Entwicklung der öffentlichen Kultur in Russland geworden – einer Kultur der breiten öffentlichen Initiativen, unabhängig von Anweisungen und Willkür der Beamten des Kulturministeriums.

Dank der Unterstützung der Öffentlichkeit hat das Internationale Roerich-Zentrum ohne einen Cent öffentliche Mittel:
– die Ruinen des Lopukhin-Anwesens, ein Denkmal der Geschichte des XVII-XIX Jahrhunderts, wiederaufgebaut;
– das nicht-staatliche Nikolaj-Roerich-Museum, das größte öffentliche Museum in Russland, geschaffen, dessen Aktivitäten in vielen Ländern der Welt bekannt waren;
– mehr als 400 Gemälde von N.K. Roerich aus dem Ausland nach Russland zurückgeführt und die weltweit größte Gemäldesammlung von Bildern der Roerich-Familie zusammengestellt;
– eine internationale Bewegung für den Schutz und den Erhalt von Kulturgut auf der Grundlage der friedensstiftenden Ideen des Roerich-Paktes ins Leben gerufen;
– öffentliche Projekte zur Erhaltung des kulturellen Erbes in Russland initiiert.

All diese Arbeiten werden von der Führung des Kulturministeriums systematisch zerstört. Mit Hilfe von Gerichten und gewaltsamen Beschlagnahmungen wurde das Lopukhin-Anwesen aus dem Internationalen Zentrum Roerich vertrieben, das nichtstaatliche Nikolaj-Roerich-Museum zerstört, mehr als 16.000 Museumsobjekte aus dem Nachlass der Roerichs beschlagnahmt und vereinnahmt, darunter rund 900 Gemälde und Zeichnungen. Wir befürchten, dass diese Kulturschätze verloren gehen könnten, wie es bei der Gemäldesammlung von Nikolaj Roerich im Staatlichen Museum für Orientalische Kunst und in der Wohnung seines ältesten Sohnes in Moskau der Fall war.

Innerhalb weniger Jahre wurden Dutzende von außerplanmäßigen Inspektionen verschiedener Behörden gegen unsere öffentliche Organisation eingeleitet. Im Jahr 2016 hat die Steueraufsicht dem Internationalen Roerich-Zentrum Steuern in Höhe von 59 Millionen Rubel (ca. 800.000 Euro) für die Nutzung von Roerich-Gemälden im Museumsbereich veranschlagt. Es ist eine unbezahlbare Summe für eine öffentliche Organisation! Ein solcher Fall ist schamlos – kein Museum, keine Galerie zahlt Steuern für die Ausstellung ihrer Museumsgüter!
Durch gemeinsame Anstrengungen nicht gleichgültiger Menschen wurden bis heute etwa 10 Millionen Rubel (ca. 150.000 Euro) gesammelt. Unter Berücksichtigung aufgelaufene Strafen fehlen noch 50 Millionen Rubel (ca. 650.000 Euro). Dieser Betrag ist bis zum 24. Januar 2019 aufzubringen.

An diesem Tag findet die Gerichtsverhandlung über die Eröffnung eines Konkursverfahrens des Internationalen Roerich-Zentrums statt, die zur Versteigerung von Roerich-Gemälden und zur Liquidation der von der Familie Nikolaj Roerichs in Russland gegründeten Organisation führen kann. An diesem Ziel arbeitet das Kulturministerium seit mehreren Jahren.

In den vergangenen Jahren wurde das Internationale Roerich-Zentrum von verständnisvollen, denkenden und ehrbaren Menschen unterstützt, die uns selbstlos so gut und so viel geholfen haben, wie sie konnten. Unter den momentanen extrem schwierigen Bedingungen, von Beamten künstlich erzeugt, können wir nur auf die breite Öffentlichkeit hoffen.

Ob wir das Internationale Roerich-Zentrum erhalten und den Verkauf von nationalem Kulturgut zulassen, hängt davon ab, wie viel Geld wir weltweit sammeln.

Wir appellieren an alle, die sich für die russische Kultur interessieren, die ein lebhaftes Verlangen nach Gerechtigkeit und Wahrheit haben, dem Internationalen Roerich-Zentrum bei der Beschaffung der notwendigen Mittel zu helfen.

Indem wir das Internationale Roerich-Zentrum vor der Zerstörung schützen, schützen wir nicht die Organisation selbst, sondern das nationale Kulturerbe unseres Volkes, dem unsere herausragenden Landsleute, die Roerichs, ihr Erbe anvertraut haben.

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Übersetzung aus dem Russischen. Link zum Originaltext

Eröffnung der Ausstellung “Der Roerich-Pakt. Geschichte und Gegenwart” in der Universitätsbibliothek zu Bochum

Am 19. April 2018 wurde in der Universitätsbibliothek der Ruhr-Universität Bochum (RUB), einer der größten Bildungseinrichtungen weltweit, eine weitere Ausstellung des Ausstellungsprojektes „Der Roerich-Pakt. Geschichte und Gegenwart“, feierlich eröffnet. Vorbereitet wurde sie traditionell vom Internationalen Roerich Zentrum (ICR) und seinem nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich Museum. Die gemeinsame Organisation übernahmen die Bibliothek der RUB, die Deutsche Roerich-Gesellschaft und das ICR.

Das wesentliche Ziel der Bochumer Ausstellung ist, der deutschen Öffentlichkeit die herausragende internationale Friedensinitiative eines großen russischen Künstlers, Gelehrten und öffentliche Persönlichkeit, Nikolaj Roerich (1874-1947), näher zu bringen. Seine Initiative ist eng verknüpft mit der Unterzeichnung des nach ihm benannten Roerich-Paktes als erstem internationalem Abkommen zum Schutz des Weltkulturerbes in Kriegs- und Friedenszeiten. Hiermit legte er den Grundstein zu einem weltweiten Rechtssystem zur Bewahrung des Kulturerbes der Menschheit.

Das internationale Ausstellungsprojekt, ins Leben gerufen und organisiert durch das Internationale Roerich-Zentrum in Moskau, begann im Jahr 2012 mit der Ausstellung im UNESCO-Hauptquartier in Paris unter der Schirmherrschaft der UNESCO und unterstützt vom Außenministerium der Russischen Föderation. In den vergangenen Jahren waren Ausstellungen in 17 Ländern der Erde zu Gast, auch in Deutschland. Die soeben in der Ruhr-Universität eröffnete Ausstellung ist bereits die vierte umfangreiche Exposition in Deutschland zu Fragen des Kulturgüterschutzes, der Entstehungsgeschichte und Aktualität des ersten internationalen „Abkommens über den Schutz künstlerischer und wissenschaftlicher Einrichtungen und historischen Denkmäler“, dem Roerich-Pakt.

Die Ausstellung „Der Roerich-Pakt. Geschichte und Gegenwart“ erstreckt sich über 4 Etagen des Bibliotheksgebäudes. Sie zeigt die Geschichte und Etappen der Entstehung des Roerich-Paktes und die Aktualität seiner Ideen in der modernen Welt anhand von Archivdokumenten und Fotografien des Internationalen Roerich-Zentrums, des Russischen Staatsarchivs für Fotodokumente und internationaler Presseagenturen.

Die feierliche Eröffnung erfolgte im Beisein von Wissenschaftlern, Dozenten, Studenten und Besuchern der Universität. Frau Dr. Lapp, Direktorin der Universitätsbibliothek richtete ein Grußwort an die Gäste. In ihren Ausführungen dankte sie den Organisatoren der Ausstellung und führte historische Momente im Zusammenhang mit der Unterzeichnung des Roerich-Paktes am 15. April 1935 in Washington aus. Sie äußerte ihre Überzeugung über die Wichtigkeit der Durchführung von Maßnahmen, die dazu dienen, sich aktiv der Fragen zum Schutz der gesamten kulturellen Errungenschaften der Menschheit anzunehmen. Bedauerlicherweise würden aber der Roerich-Pakt und auch die Haager Konvention von 1954 häufig missachtet, auch in Europa. Auf jeden Fall müssen die Kulturgüter auch in Friedenszeiten geschützt und geschätzt werden. Und mit dieser Ausstellung würden das ICR und die Deutsche Roerich-Gesellschaft aktiv die uns alle angehenden Aufgaben verdeutlichen. Frau Dr. Lapp äußerte ihre Freude darüber, dass die Ausstellung in den lebendigen Räumen einer Bibliothek durchgeführt wird, denn hier verbrächten die Studenten einen nicht geringen Teil ihres Hochschullebens.

Seitens des Internationalen Roerich-Zentrums richtete Eduard Tomsha, Vorstandsmitglied des ICR und Vorsitzender der Sankt Petersburger Zweigniederlassung des ICR, sein Grußwort an die Gäste. In seiner Ansprache wies Eduard Tomsha darauf hin, dass eine solche Ausstellung dazu geeignet ist, die Kräfte der internationalen Öffentlichkeit bei der Wahrung von Kultur und Frieden auf der Grundlage der wichtigsten Antikriegsidee Nikolaj Roerichs – „Frieden durch Kultur“ – zu konsolidieren.

Die friedensstiftenden und humanistischen Ideen Nikolaj Roerichs werden bereits seit 26 Jahren vom Internationalen Roerich-Zentrum auf nichtstaatlicher Basis weltweit in der kulturellen und wissenschaftlichen Gesellschaft gefestigt. Die Prinzipien und Normen des Roerich-Paktes fanden Eingang in Konventionen und Protokollen über den Schutz des kulturellen Erbes. Die Aktualität der Ideen des Roerich-Paktes und des Friedensbanners sind heute, aufgrund der angespannten Anforderungen der modernen Welt, so notwendig wie nie zuvor. Am Ende seiner Ausführungen dankte Herr Tomsha Frau Dr. Lapp und ihren Mitarbeiter/innen sowie der Deutschen Roerich-Gesellschaft für die Organisation der Ausstellung „Der Roerich-Pakt. Geschichte und Gegenwart.“

Halina Schneider, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Roerich-Gesellschaft, gab während ihres Grußwortes eine kurze Einführung in die aktuelle Ausstellung und ihre Themen. Hervorzuheben ist das für diese Ausstellung erstmalige Konzept einer separaten Website (www.roerichpakt.com) mit einer „virtuellen Führung durch die Ausstellung“, bei der mit Hilfe von QR-Codes dem Besucher nähere Informationen und Hintergründe zu den einzelnen Themenbereichen und Bildern Nikolaj Roerichs gegeben werden.

Zum Abschluss der Eröffnung des Ausstellungsprojektes wurde traditionell das Friedensbanner an die Hausherrin übergeben. Abgerundet wurde die Eröffnung mit einem geführten Rundgang durch die Ausstellung.

Die Ausstellung ist bis zum 24. Mai 2018 zu Gast in der Universitätsbibliothek. Das kulturelle Begleitprogramm mit Film- und Vortragsreihen sowie einem Gitarrenkonzert von und mit Andreas Vitt, ergänzen diese einzigartige und in diesem Jahr einmalige Ausstellung in Deutschland.
Impressionen von der Ausstellung gibt es hier.

2018 – Das Europäische Kulturerbejahr

Kulturverständnis in Europa – Was geht mich der Nachbar an?

In Moskau wurde das landesweit größte nichtstaatliche Museum, das Nikolaj-Roerich-Museum, von russischen Staatsorganen zwangsenteignet und einem staatlichen Museum einverleibt. Ein Aufschrei in der Öffentlichkeit. Aber alle Proteste der Öffentlichkeit verhallen bis heute unbeachtet, Tausende von Eingaben russischer und westeuropäischer Bürger wurden von den russischen Behörden mit stereotypen Worthülsen beantwortet.

Die Öffentlichkeit wendet sich an kulturverantwortliche internationale Organisationen. UNESCO, ICOM, Europaparlament – die internationale Kulturwelt schweigt…

ICOM Deutschland ist bestürzt, will sich aber nicht äußern, da sich ICOM International noch nicht geäußert hat. ICOM International, dessen amtierender Generaldirektor sogar in einem persönlichen Gespräch um eine öffentliche Stellungnahme gebeten wurde, schweigt.

Sämtliche Ausschussmitglieder von CULT, der Kulturabteilung des Europäischen Parlaments, wurden im April persönlich angeschrieben mit der Bitte um eine öffentliche Stellungnahme. Von den insgesamt 61 Ausschussmitgliedern hatte lediglich das Büro eines deutschen Abgeordneten reagiert. Aber auch hier, nach anfänglichem Interesse und Weitergabe der Zuständigkeiten von einer zur nächsten Person in den Abgeordnetenbüros, ist das Ergebnis niederschmetternd – das Thema wird seit Beginn der neuen Sitzungsperiode des Europaparlaments totgeschwiegen.

Was muss passieren, damit die politischen und gesellschaftlichen Vertreter und Schützer der europäischen und Weltkultur aktiv werden? Was muss die Öffentlichkeit tun, damit das nicht-russische Europa gegen die Zerstörung eines weltweit anerkannten nichtstaatlichen Kulturzentrums protestiert und die Rückgabe der beschlagnahmten Kunstgegenstände und Gebäude einfordert?

Die Antwort auf diese Fragen können nur die verantwortlichen Stellen und Personen geben. Aber sie schweigen…

Das Nikolaj-Roerich-Museum – Tragische Zerstörung eines der größten europäischen nichtstaatlichen Museen im Herzen Moskaus

Am 17. Mai 2017, anlässlich einer Fragestunde in der russischen Duma, äußerte der Minister für Kultur der Russischen Föderation, Vladimir Medinskij, die Hoffnung, dass „die kriminelle Geschichte der Einbehaltung der Kunstsammlung des Sowjetischen Roerich-Fonds“ in Kürze zu seinem Ende kommt. Weiter erklärte er, dass der Wert der Sammlung „nach Meinung internationaler Experten mehr als 15 Mrd. Rubel beträgt“. 15 Mrd. Rubel, das sind rund 240 Millionen Euro…

In seinem Auftritt versprach er den Abgeordneten, dass der Nachlass der Roerich-Familie in die schützenden Hände der Russischen Föderation zurückkehren werde. „Glauben Sie mir, die Gemälde der Roerichs, ihr Werk und ihr Nachlass müssen nicht länger leiden, sondern sie kehren endlich in den Schoß des Staates zurück, dahin, wohin die Roerichs ihn auch verfügt haben,“ sagte Medinskij.

Von was sprach Minister Medinskij? Der Nachlass der Roerichs war doch bereits in Russland, nämlich im nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museum der internationalen nichtstaatlichen Gesellschaft „Internationales Roerich-Zentrum“.

Nikolaj Konstantinovitsch Roerich (1874 – 1947) war ein begnadeter russischer Künstler, Gelehrter, Philosophie und Gesellschaftsträger von Weltformat. Er war Initiator des ersten internationalen Abkommens über den Schutz von künstlerischen und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie historischer Denkmäler. Der „Roerich-Pakt“ wurde am 15. April 1935 im Weißen Haus zu Washington unterzeichnet und ist bis heute gültiges Dokument für den Schutz des Kulturerbes der gesamten Menschheit. Dieses Abkommen diente der UNESCO im Jahre 1954 als Grundlage für die „Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten“.

Svetoslav Roerich (1904 – 1993), jüngster Sohn von Nikolaj Roerich und Staatsbürger Indiens, übergab im Jahre 1990 seinen Teil des Familienerbes an Russland (damals noch UdSSR). Dies jedoch nur unter zwei Bedingungen: Erstens ist der Nachlass ausschließlich im nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museum unterzubringen, und zweitens müssen im Zentrum von Moskau für dieses Museum die Gebäude des Lopuchin-Anwesens, einem Architekturdenkmal des 17. – 19. Jahrhunderts in Nähe des Kremls, zur Verfügung gestellt werden. Svetoslav Roerich war der Überzeugung, dass das russische Volk seine Werte besser bewahren könne als Kulturbeamte.

Bei Übergabe des Nachlasses erhielt Svetoslav Roerich eine Garantie des Staates und von Präsident Gorbatschow persönlich, dass in Moskau ein solches nichtstaatliches Nikolaj-Roerich-Museum als struktureller Bestandteil einer internationalen nichtstaatlichen Organisation entstehen wird.

Ludmila Shaposhnikova (1926 – 2015), eine bekannte Indologin, wurde zu seiner Treuhänderin mit allen Befugnissen. Seit Beginn der 1990-er Jahre führte sie als Direktorin des Museums umfangreiche Arbeiten zur Restaurierung des historischen Lopuchin-Anwesens und zum Aufbaus eines wunderbaren Museums durch, das bis vor Kurzem noch von Tausenden Besuchern aus aller Welt besucht wurde. Die Kosten für die Restaurierung der Gebäude des Lopuchin-Anwesens würden heute mehrere Dutzend Millionen Euro verschlingen. Finanziert und umgesetzt wurde das Projekt mit Hilfe von Stiftern und Spenden Tausender Bürger.

Das Roerich-Zentrum und sein Museum mit Sitz in Moskau ist als Kulturorganisation das größte Zentrum zur Erforschung und Verbreitung des künstlerischen, wissenschaftlichen und philosophischen Nachlasses der Roerich-Familie. Mit Hilfe einer breiten Öffentlichkeit in Russland und der ganzen Welt ist es dem Roerich-Zentrum gelungen, das von Svetoslav Roerich übergebene Erbe der Roerichs zu bewahren und zu mehren. Besonders hervorzuheben ist die friedensstiftende Arbeit des Zentrums zur Fortführung von Roerichs Ideen zur Bewahrung der kulturellen Errungenschaften der Menschheit aus dem Roerich-Pakt. Das Internationale Ausstellungsprojekt „Der Roerich-Pakt. Geschichte und Gegenwart“ wurde seit 2012 in mehr als 150 Städten Russland sowie in 17 Ländern der Welt gezeigt. Die Ausstellungen wurden unter Schirmherrschaft der UNESCO und in Kooperation mit vielen internationalen Organisationen durchgeführt. In Russland wurde dieses Projekt als größte nichtstaatliche Initiative im Bereich Kulturschutz anerkannt. Hochachtung wurde dem Ausstellungsprojekt durch UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon und Irina Bokova, Generaldirektorin der UNESCO, gezollt.

Seit seiner Gründung hat das Internationale Roerich-Zentrum aktiv mit dem russischen Ministerium für Kultur und anderen Staatsorganen zusammengearbeitet. Ohne eine derartige enge Kooperation wäre es ja auch undenkbar, Kulturprogramme, Projekte, Wanderausstellungen und Konferenzen durchzuführen, sowie verlegerisch tätig zu sein.

Allerdings ist bereits aus der Geschichte bekannt, dass einzelne Persönlichkeiten, insbesondere Machthaber, einen wesentlichen Einfluss auf den Lauf von Ereignissen haben können. Und so geschah es auch, als im Mai 2012 ein neuer Minister für Kultur ernannt wurde: Vladimir Medinskij. Mit seiner aktiven Beteiligung begann eine großangelegte Kampagne gegen das nichtstaatliche Nikolaj-Roerich-Museum.

Bereits früher unternahm das Staatliche Museum für Orientalistik (auch bekannt als Staatliches Museum des Ostens) Versuche nachzuweisen, dass das Internationale Roerich-Zentrum keinerlei Rechte am von Svetoslav Roerich übergebenen Nachlass der Roerich-Familie habe. Jedoch bestätigten russische Gerichte zweimal, im Jahr 2002 und 2011, dass sich der Nachlass rechtmäßig im nichtstaatlichen Museum befindet.

In den letzten Jahren änderte die Führung des Kulturministeriums unter Ausnutzung seiner administrativen Ressourcen „den Lauf der Geschichte“. Und so wird seit 2013 ein offensichtlich geplanter Maßnahmenkatalog umgesetzt mit dem Ziel, das nichtstaatliche Nikolaj-Roerich-Museum des Internationalen Roerich-Zentrums zu liquidieren.

In seinem Schreiben vom 11.11.2013 an den russischen Präsidenten Putin gab Kulturminister Medinskij unrichtige Informationen über das Internationale Roerich-Zentrum und eine aus fast 300 Bildern bestehende Sammlung Svetoslav Roerichs, die sich im Staatlichen Museum des Ostens befindet. Die Leitung des Internationalen Roerich-Zentrums erklärte wiederholt, dass besagte Sammlung von Svetoslav Roerich an das Roerich-Zentrum übergeben wurde, was in rechtsgültigen Dokumenten festgelegt wurde. Daher war das rechtmäßige Bestreben des Roerich-Zentrums zum Erhalt der Sammlung keinesfalls die Absicht zur Aneignung von Staatseigentum, wie dies der Kulturminister in seinem Schreiben darstellte.

Die Notiz Putins auf Medinskijs Schreiben „Ergreifen Sie die zum Schutz der Staatsinteressen notwendigen Maßnahmen“ spielte ihre Rolle beim Moskauer Amtsgericht als Anweisung, wessen Interessen zu schützen seien. Und so gelang es dem Kulturministerium im Jahre 2014, den Gerichtsbeschluss von 2011 zu kassieren, in welchem dem Internationalen Roerich-Zentrum der Nachlass auf Grundlage des Vermächtnisses von Svetoslav Roerich zugesprochen wurde.

Die Bestrebungen des Kulturministeriums werden vom Internationalen Roerich-Zentrum in einer Erklärung als „Bestrebung zur erneuten Verletzung des dokumentierten Willens von Svetoslav Roerich bezüglich des an Russland übergebenen Nachlasses“ verstanden.

Alexander Stetsenko, Vizepräsident des Internationalen Roerich-Zentrums erklärte: „Jedwede Handlungen in dieser Richtung, egal wer sie durchführt, führt zu nichts Gutem. In solch einem Krieg gibt es keinen Sieger, sondern nur Verlierer. Und diese sind in erster Linie das russische Volk und seine kulturellen Errungenschaften. Es besteht die reale Gefahr, dass im Falle der Aberkennung des Rechts auf diesen Teil des Roerich-Erbes, dieser das gleiche Schicksal erleidet wie der im Jahre 1957 von Jurij Roerich an Russland übergebene erste Teil des Familienerbes, der nach seinem unerwarteten Tod im Jahr 1960 in seiner Wohnung verblieb. Dieser Teil ging unwiederbringlich verloren. Eine Wiederholung dieser Tragödie dürfen wir nicht zulassen.“

Nach dem Tod von Ludmila Shaposhnikova, der Vertrauten von Svetoslav Roerich, stieg der Druck von Seiten der Staatsbediensteten. Ende 2015 wurden die Gebäude des Lopuchin-Anwesens kurzfristig aus dem Eigentum der Stadt Moskau in Staatseigentum übergeben. Anschließend wurde die operative Leitung des Anwesens an das Staatliche Museum des Ostens übertragen. Hierbei verblieben das Internationale Roerich-Zentrum und sein nichtstaatliches Museum in diesen Gebäuden zur bis 2024 vertraglich vereinbarten kostenfreien Miete.

Von Ende 2015 bis 2017 wurden das Internationale Roerich-Zentrum und sein Museum in mehr als 20 außerplanmäßigen Kontrollen durch die verschiedensten staatlichen Instanzen überprüft. Diese Überprüfungen wurden unter teilweise absurden Beschuldigungen angeordnet, die bis hin zum Verdacht auf Extremismus führten. Verstöße hinsichtlich der Aufbewahrung des Nachlasses oder der Tätigkeiten des Internationalen Roerich-Zentrums und seines Museums konnten von niemandem vermeldet werden. Ganz im Gegenteil: Das hohe Niveau der musealen Arbeit und der Bewahrung der Exponate wurde sogar bescheinigt.

Wurden im Zusammenhang mit den Handlungen des Kulturministeriums im Jahr 2015 „nur“ zwei Gerichtsprozesse gegen das Internationale Roerich-Zentrum geführt, so war das Roerich-Zentrum im Jahr 2016 bereits an 13 (!) Gerichtsprozessen beteiligt. Die Führung des Kulturministeriums und des Staatlichen Museums des Ostens starteten eine offene Medienkampagne zur Zerstörung des guten Rufes des Internationalen Roerich-Zentrums. Die zentralen Programme des russischen Fernsehens gaben der Führung des Ministeriums eine Plattform zur Verbreitung nicht wahrheitsgemäßer Angaben zum Schaden des Internationalen Roerich-Zentrums. Die Organisation hatte nur geringe Möglichkeiten, sich zu verteidigen. Praktisch alle Zugänge zu den zentralen Medien waren verwehrt. Eine enorme Anzahl von Briefen und Eingaben an die verschiedensten staatlichen Einrichtungen, geschrieben von Bürgern und öffentlichen Organisationen Russlands und anderer Länder fanden kein Echo, da sie zur Beantwortung weitergeleitet wurden – an das Ministerium für Kultur. Und von dort wurde förmlich geantwortet und auf ein Gerichtsurteil von 2014 verwiesen, welches der nichtstaatlichen Organisation Roerich-Zentrum das Recht auf den Nachlass der Roerich-Familie und die Rechtsnachfolge des sowjetischen Roerich-Fonds abspricht.

Natürlich waren die offen im nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museum gezeigte wertvolle Bildersammlung, die Familienarchive und die wunderschön restaurierten Gebäude eines Architekturdenkmals im Zentrum von Moskau, weniger als 1 Kilometer vom Kreml entfernt, von größtem Interesse. „Das Kulturministerium hatte keine rechtliche Handhabe für die Zerschlagung des nichtstaatlichen Museums,“ so Alexander Stetsenko, „und musste daher wohl den Weg grober Methoden, des Betrugs und der Überschreitung dienstlicher Kompetenzen gehen.“

Und so wurden am 7. März, am Vorabend des Internationalen Weltfrauentages, und dem darauffolgenden Tag im nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museum Hausdurchsuchungen unter Beteiligung von polizeilichen Spezialeinsatzkräften durchgeführt. Die Repräsentanten von Kulturministerium und Staatlichem Museum des Ostens beteiligten sich aktiv am gewaltsamen Eindringen in das Zentrum und Museum und der Beschlagnahme von Eigentum. Im Laufe dieses „Sondereinsatzes“ wurden die Mitarbeiter des Roerich-Zentrums durchsucht, verhört und für einen Tag von der Außenwelt isoliert. Die Videoüberwachung wurde deaktiviert, die Alarmanlagen wurden ausgeschaltet. Ungestört konnten so Gemälde der Roerichs und weitere Kunstgegenstände „beschlagnahmt“ werden, die dem Museum in den Jahren 1990 bis 2013 gestiftet wurden. Es wurden mehr als 200 Kunstgegenstände beschlagnahmt und in das Staatliche Museum des Ostens verbracht. Der Prozess der „Beschlagnahme“ selbst erfolgt unter Missachtung jeglicher Rechtsnormen: ohne die Anwesenheit von Museumsmitarbeitern und ohne für den Transport von Gemälden geeigneter Verpackungsmittel wurden die Gemälde in für derartige Transport nicht geeignete Fahrzeuge verladen. Mit den Kunstgegenständen wurden sämtliche Schenkungsdokumente und deren Kopie beschlagnahmt. Das Museum wurde faktisch beraubt.

Zum Hintergrund: Die Aktion wurde durchgeführt im Zuge von Ermittlungen gegen die Geschäftsführung der Master-Bank, der im Jahr 2013 die Lizenz entzogen wurde. Einer der Mäzene des Nikolaj-Roerich-Museums war Boris Bulotschnik, einer der Mitgründer der Master-Bank. Bulotschnik unterstützte viele Kultureinrichtungen und Fonds in Russland. Mit eigenen Finanzmitteln (nichts anderes ist bewiesen) erwarb Bulotschnik Gemälde der Roerichs auf Auktionen im Ausland und brachte sie so, als Schenkung an ein nichtstaatliches Museum in Moskau, nach Russland zurück. Er leistete einen großen Beitrag zur Restaurierung der Gebäude des Lopuchin-Anwesens und unterstützte viele Kulturprogramme des Zentrums und Museums.

Die russische Öffentlichkeit sieht die Handlungen der Vertreter des Kulturministeriums und des Museums des Ostens am 7. Und 8. März als Willkür, die die Staatsmacht in aller Öffentlichkeit diskreditiert. Weiterhin wird die Anwendung von Gewalt gegen das Museum als schwere Schädigung des Rufs Russlands empfunden.

Das Museum und seine Mitarbeiter unterliegen keiner Strafverfolgung, sie haben keinerlei Bezug zu irgendwelchen finanziellen Machenschaften. Zu keiner Zeit gab es die Verweigerung der Zusammenarbeit mit Rechtsschutzorganen oder Prüfbehörden. Man hätte derartige brutale und grobe Handlungen vermeiden können.

Alle Eingaben von Bürgern und Museumsmitarbeitern wurden von Kontrollorganen und der Staatsführung mit Stille beantwortet. Warum sollte man sich auch aufregen? Die Schaffung eines staatlichen Roerich-Museums in dem grandiosen Anwesen war bereits beschlossene Sache. Dieser Beschluss wurde kurzfristig im Februar 2016 im Kulturministerium gefasst. Bleibt nur noch die Aufgabe, die Gebäude von einer bekannten nichtstaatlichen Organisation zu säubern, in deren Händen das wertvolle Roerich-Erbe ist.

Am 20. März 2017 entschied das Moskauer Schiedsgericht, nach mehrmonatigen Verhandlungen, einer Klage des Staatlichen Museums des Ostens stattzugeben und den Vertrag über die kostenfreie Vermietung des Lopuchin-Anwesens an das Internationale Roerich-Zentrum aufzulösen und eine Räumung zuzulassen. Sämtliche Nachweise und Dokumente, die das Roerich-Zentrum zu seiner Verteidigung eingereicht hatte, wurden nicht berücksichtigt. Die Beauftragung eines unabhängigen Gutachtens zum Zustand der vom nichtstaatlichen Museum genutzten Gebäude wurde abgelehnt.

Nach allgemeiner Rechtspraxis tritt ein Gerichtsurteil erst in Kraft, nachdem eine vom Gericht festgelegte Widerspruchsfrist abgelaufen ist. Ein Gerichtsentscheid wird erst dann rechtsgültig, wenn ein Berufungsverfahren abgeschlossen ist. Im vorliegenden Fall endete die Berufungsfrist am 7. Mai, eingereicht wurde die Berufung durch das Roerich-Zentrum am 5. Mai 2017.

Bis zum Berufungsurteil wird noch einige Zeit vergehen. Aber die hatte man wohl im Staatlichen Museum des Ostens nicht. Ohne Warten auf die Rechtsgültigkeit des Gerichtsentscheides versuchte die Museumsleitung eine gewaltsame Aneignung der Gebäude. Am Freitag, den 28. April 2017, erfolgte um 21:30 Uhr in Moskau die Besitznahme des Lopuchin-Anwesens. Die Besetzung des Gebäudes erfolgte durch eine bewaffnete Personengruppe unter Leitung von Leuten in Polizeiuniform. Dokumente, die die Rechtmäßigkeit ihres Tuns rechtfertigten, wurden nicht gezeigt. Leiter der gesamten Aktion war der Generaldirektor des Museums des Ostens, Alexander Sedov.

Dieses Geschehnis hat sich keine nichtstaatliche Organisation ausgedacht. Zeuge dieses Überfalls auf das nichtstaatliche Museum war Ivan Sasurskij, Mitglied des Rates des Präsidenten der Russischen Föderation für Menschenrechte. Auch er wurde nach dem Konzert des bekannten bulgarischen Pianisten Atanas Kurtev festgehalten. Die Ereignisse im Roerich-Zentrum zur Besitznahme des Lopuchin-Anwesens erregte auch die Aufmerksamkeit des Präsidentenberaters für Menschenrechte, Mikhail Fedotov. Fedotov und ein weiteres Mitglied des Rates für Menschenrechte, Andrej Babushkin, kamen zum Internationalen Roerich-Zentrum, wurden jedoch erst nach einer Stunde von der Security des Staatlichen Museums des Ostens auf das Gelände des Lopuchin-Anwesens gelassen.

Offensichtlich passte die Aufmerksamkeit des Beraters des Präsidenten der Russischen Föderation nicht in die Pläne der Führung des Museums des Ostens. Und so wurde am 29. April eine Untersuchungsgruppe eingeschaltet, die sich mit der Aufklärung des Falles „Master-Bank“ befasst. Gegen 19 Uhr fuhren Autos auf das Gelände des Anwesens. In ihnen saßen neben den Ermittlern auch Einsatzkräfte der OMON und Mitarbeiter des Staatlichen Museums des Ostens. Es begann eine Durchsuchung ohne Vorlage der für derartige Aktionen notwendigen Dokumente. Da man kurz vor den Maifeiertagen stand, hatte man sich offensichtlich in Eile vorbereitet. Der Leitung des Internationalen Roerich-Zentrums wurde die Anwesenheit während der Durchsuchung verwehrt. Die Beschlagnahme von Buchhaltungsdokumenten und Zeichnungen der Roerichs wurde in Abwesenheit der zuständigen Buchhalter und verantwortlichen Archivare des Roerich-Nachlasses durchgeführt. Die Untersuchungsgruppe nahm der Museumsleitung die Schlüssel vom Depot und den Sälen des Museums weg und übergab sie der Leitung des Museums des Ostens. Im Protokoll wurde vermerkt, dass das Lopuchin-Anwesen zur verantwortlichen Verwahrung an den Direktor des Staatlichen Museums des Ostens, Herrn Sedov, mitsamt dem kompletten Eigentum des Internationalen Roerich-Zentrums und den darin befindlichen persönlichen Gegenstände der Mitarbeiter übergeben wird. Hierbei wurden weder ein Übergabeprotokoll noch eine Aufstellung des übertragenen Eigentums angefertigt.

All dies zeigt das wahre Ziel der „Untersuchungsmaßnahme“: Gewähr des Zugriffs auf den Nachlass der Roerichs durch die Beamten des Staatlichen Museums des Ostens, der in keinem Strafverfahren auftauchen darf.

Und so erfolgte, unter dem Deckmantel von Ermittlungen zum Bankrott der Master-Bank, der Überfall auf das Lopuchin-Anwesen und den dortigen Roerich-Nachlass, der dem Internationalen Roerich-Zentrum gehört.

Der Zeitpunkt der bevorstehenden Maifeiertage wurde offensichtlich nicht zufällig ausgewählt. Immerhin war es so mehr als 10 Tage unmöglich, staatliche Organe auf die gesetzeswidrige Handlung aufmerksam machen zu können. Während dieser Zeit, in der Regel abends oder nachts, hatten die verantwortlichen Personen des Staatlichen Museum des Ostens, der Berater des Ministers für Kultur der Russischen Föderation sowie ein bei allen Aktionen anwesender Vertreter aus den USA uneingeschränkten Zugang zu den Gebäuden des Museums, zum Archiv und den Diensträumen des Internationalen Roerich-Zentrums. Nach Zeugenaussagen von Mitarbeitern des Museums, die rund um die Uhr am Lopuchin-Anwesen wachen, wurde vom Territorium des Anwesens Eigentum der Organisation in Fahrzeugen weggebracht, Personen trugen in Taschen und Rucksäcken Sachen heraus. Es steht zu befürchten, dass es zu unkontrolliertem Verschwinden von Archivdokumenten und zum Austausch von Originalen der Gemälde kommt. Mitarbeiter des Roerich-Museums haben bereits öffentlich erklärt: „Wir sind äußerst beunruhigt und besorgt, dass im nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museum ohne jegliche Rechtsgrundlagen und unter völliger Duldung durch die Rechtsschutzorgane unbefugte Personen aktiv sind, die nach eigenem Gutdünken nicht nur über die musealen Kostbarkeiten und Archive unserer Organisation verfügen, sondern auch über die persönlichen Gegenstände der Museumsmitarbeiter. Wir schließen nicht aus, dass es in Kürze zu Verlusten, Bilder- und Urkundenfälschung kommen kann.“

Welches russische Museum würde derart illegale Aktionen wagen, hätte es nicht die Unterstützung übergeordneter staatlicher Strukturen? Das Staatliche Museum des Ostens ist dem Ministerium für Kultur direkt unterstellt…

In der Nacht des 1. Mai, gegen 3 Uhr früh, holten Mitarbeiter des Staatlichen Museums des Ostens das „Banner des Friedens“ ein. Dies ist das Markierungszeichen des Roerich-Paktes, des ersten internationalen Kulturschutzabkommens. Soviel zur Würdigung der humanistischen Ideen Nikolaj Roerichs, der der Welt den Ausweg aus zahllosen Kriegen und bewaffneten Konflikten aufzeigte – mit „Frieden durch Kultur“.

Es ist unzulässig, vor der Entscheidung des Berufungsgerichts den Mietvertrag für ungültig zu erklären und das Internationale Roerich-Zentrum auf die Straße zu setzen. Trotzdem wird den Mitarbeitern und der Leitung des Museums der Zutritt zum Museum verwehrt, ihnen wird die Möglichkeit zur Arbeit verwehrt. Dem Roerich-Zentrum wurde das gesamte Eigentum ohne Gerichtsentscheid weggenommen, den Mitarbeitern ihre persönlichen Gegenstände. Die Handlungen an den Tagen des Überfalls hat die Öffentlichkeit auf Video festgehalten, es gibt Beweise und Augenzeugen.

Seit der gewaltsamen Einnahme des Lopuchin-Anwesens lassen die Sicherheitsleute des Staatlichen Museums des Ostens selbst die Techniker des Roerich-Zentrums, die für die Unversehrtheit der Exponate in den Sälen des Museums und die Gewährleistung der Sicherheit im Manuskriptarchiv und der Privatbibliothek der Roerichs zuständig sind, nicht in die Räumlichkeiten. Mittlerweile gibt es bereits Hinweise auf eine erhöhte Feuchtigkeit und Pilzbildung in den Museumslagern aufgrund der Fahrlässigkeit derjenigen, die das Gebäude an sich gebracht haben. Auf der Website des Internationalen Roerich-Zentrums sind die gesamte Chronologie der Ereignisse sowie die bislang bekannten Fakten über Stromausfall und Ausfall der Klimatisierung im Manuskriptarchiv der Roerich-Familie dokumentiert.

Es gibt also allen Anlass zur Sorge, dass dem Kulturnachlass der Roerichs Schaden zugefügt wird, einem Nachlass nicht nur nationaler, sondern weltweiter Bedeutung. Und wie auf Bestellung informieren die staatlichen Medien die Bevölkerung darüber, dass die Gebäude auf Weisung des Gerichts für die Errichtung des Staatlichen Roerich-Museums an das Staatliche Museum des Ostens übergeben wurden. Mit keinem Wort werden die krassen Verletzungen der Verfügung Svetoslav Roerichs als Stifter des Nachlasses oder die Gesetzesverletzungen durch die Staatsdiener erwähnt.

Unabhängige Juristen haben bereits jetzt schon vielfältige Verletzungen der russischen Gesetze festgestellt:
– Überschreitung dienstlicher Kompetenzen durch die Leitung des Staatlichen Museums des Ostens und die Beamten des Ministeriums für Kultur der Russischen Föderation;
– Überschreitung der dienstlichen Kompetenzen der Untersuchungsbehörde. Die Übertragung zur verantwortlichen Verwahrung gilt in einer Strafangelegenheit nur für Beweismittel. Weder das Lopuchin-Anwesen, noch die von Svetoslav Roerich an das Roerich-Zentrum übergebene Kollektion und das Archiv der Roerich-Familie, und schon gar nicht die persönlichen Gegenstände der Mitarbeiter des Museums und das Eigentum der Organisation sind Beweismittel im Untersuchungsfall der Master-Bank;
– Das Staatliche Museum des Ostens ist kein rechtmäßiger Besitzer, dem die Untersuchungsbehörde das Anwesen samt Eigentum hätte in verantwortliche Verwahrung übergeben dürfen. Rechtmäßiger Besitzer ist nach wie vor das Internationale Roerich-Zentrum.

Nach Worten der Leitung des Internationalen Roerich-Zentrums ist die Besitznahme des nichtstaatlichen Museums in Moskau der Höhepunkt eines jahrelangen juristischen Dramas. Seine Gründe liegen in dem fortwährenden Unwillen des Ministeriums für Kultur der Russischen Föderation, den rechtmäßigen Willen des Erben und die Zusagen Michail Gorbatschows an Svetoslav Roerich über die Bedingungen zur Übergabe des Nachlasses der Roerich-Familie an die UdSSR und nachfolgend an die Russische Föderation zu erfüllen.
Tausendfache Eingaben von Bürgern an die verschiedenen Staatsorgane wie Staatsanwaltschaft, Innenministerium, Präsidialamt, Fraktionsvorsitzende der parlamentarischen Partien und dergleichen blieben entweder unbeantwortet oder wurden wie vorgedruckt beantwortet.
Die Einzigen, die sich zum Schutz des Museums erhoben und ihre Position bekundeten, waren Tausende rechtschaffener Bürger eines modernen Russlands sowie Menschen aus dem nahen und fernen Ausland. Und so kamen Immerhin mehr als 240.000 Unterschriften zum Schutz des Museums in einer Petition. Aber nicht ein einziges staatliches Organ möchte sich einmischen und ein Museum schützen. Recht, Ehre und Würde – alles in den Boden gestampft!

Es bleibt zu hoffen, dass der Aufruf aus dem Statement des Internationalen Roerich-Zentrums zur gewaltsamen Besitznahme der Gebäude und des Eigentums der Organisation am 28. – 29. April 2017 nicht im Rest der Welt ungehört bleibt:

„Das Internationale Roerich-Zentrum ruft die internationale Gesellschaft, die UNO, die UNESCO und alle, denen das großartige kulturelle Erbe der Roerichs, (…) nicht gleichgültig ist, dazu auf, eine internationale nichtstaatliche Kommission zu bilden, die diese strafbare Handlung aufklärt, die verletzten staatlichen Verpflichtungen gegenüber Svetoslav Roerich sowie die Rechte des Internationalen Roerich-Zentrums auf das ihm von Svetoslav Roerich übergebene Erbe wiederherstellt.“

Wem nützt die Zerstörung des nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museums in Moskau?

Der Willen des Nachlassgebers des Roerich-Erbes wird mit Füßen getreten

oder

Wem nutzt die Zerstörung des nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museums in Moskau?

 

Das Thema der Bewahrung und des Schutzes der kulturellen Errungenschaften aller Völker ist aktuell wie nie zuvor. „Die Zerstörung von Kulturdenkmälern führt zur Zerstörung der Lebensordnung“, so berichtete Soma Ibrahim, freie Journalistin aus Afghanistan, anlässlich der 4. Internationalen Konferenz „Die Aktualität des Nachlasses der Roerich-Familie in der modernen Welt“ in Wien. Am Beispiel ihres Landes zeigte die Journalistin auf, wohin die Zerstörung von Kultur heute führen kann, die über Jahrhunderte hinweg aufgebaut wurde. Wenn die Kultur zerstört wird, so folgt ihr die Unkultur nach.

Auf der 4. Internationalen Konferenz in Wien (15.-16. September 2016), durchgeführt unter der Schirmherrschaft des Internationalen nicht-staatlichen „Internationalen Roerich-Zentrums“, wurde die Aktualität der Devise „Frieden durch Kultur“ Nikolaj Roerichs, der in der Kultur eine überaus wichtige Grundlage für die Evolution des Menschen und die Bewahrung vor Kriegen erkannte, gewürdigt.

Nikolaj Roerich war ein Künstler von Weltruf, ein Wissenschaftler, Reisender, Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und Initiator des weltweit ersten internationalen Vertrages zum Schutz von Kulturschätzen – dem „Roerich-Pakt“. Dieses Abkommen wurde am 15. April 1935 in Washington in Anwesenheit des Präsidenten der USA, Franklin D. Roosevelt, und von Vertretern der USA und 20 Staaten Lateinamerikas unterzeichnet und von vielen Staaten Europas unterstützt. Der Roerich-Pakt ist ein gültiger Vertrag und berücksichtigt, im Gegensatz zu anderen internationalen Dokumenten, den bedingungslosen Schutz von materiellen und immateriellen Kulturdenkmälern sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten. Und dies unabhängig von ihrem Standort.

Heute werden Kulturschätze nicht nur zu Kriegszeiten zerstört, sie werden auch durch die Willkür von Staatsbeamten vernichtet. Ein Beispiel für eine solche Gefährdung ist aktuell das Schicksal der nicht-staatlichen Organisation „Internationales Roerich-Zentrum“, dessen Grundlage das nichtstaatliche „Nikolaj-Roerich-Museum“ ist. Gründer des Internationalen Roerich-Zentrums war der jüngste Sohn von Nikolaj Roerich, Svyatoslav Roerich, ein bekannter Künstler, Gesellschaftsträger und Staatsbürger Indiens. Seinerzeit erarbeitete er unter Beachtung nationalen und internationalen Rechts die notwendigen Dokumente, um dem Roerich-Zentrum das Eigentumsrecht auf den einzigartigen Nachlass der Roerichs zu übertragen, der für alle Welt Bedeutung hat. Es handelt sich um Hunderte von Gemälden, eine Bibliothek, ein einzigartiges Archiv mit unschätzbar wertvollen Manuskripten und kostbare Raritäten. Im Jahre 1989 erhielt Svyatoslav Roerich von der Regierung der UdSSR die schriftliche Garantie darüber, dass nach seinem Willen das von ihm gegründete Museum einen öffentlichen, nicht-staatlichen Status erhält und dass der Nachlass an die mit seiner Beteiligung geschaffene öffentliche Organisation übergeben wird. Auch wurde garantiert, dass das Nikolaj-Roerich-Museum auf dem Lopukhin-Gut in Moskau errichtet wird.

Das Anwesen des Lopukhin-Guts war damals, zum Ende der Sowjetzeit, vollkommen zerstört. Unter Leitung von Ludmila Shaposhnikova, Direktorin des nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museums, Vertrauensperson  und Vermächtnisverwalterin Svyatoslav Roerichs, bekannte Wissenschaftlerin und Gesellschaftsträgerin, baute das Internationale Roerich-Zentrum mit Unterstützung der Öffentlichkeit Russlands und anderer Länder die Gebäude des Anwesens wieder auf. Für die wissenschaftliche Restaurierung des Kulturdenkmales „Städtisches Lopukhin-Gut“ aus dem 17.-19. Jahrhundert wurde das Internationale Roerich-Zentrum mit russischen und internationalen Auszeichnungen geehrt, so auch mit der Auszeichnung der Gesamteuropäischen Gesellschaft „Europa Nostra“ in der Kategorie „Selbstloser Einsatz“.

Aber heute ist dieses einzigartige nichtstaatliche Museum mit der weltweit größten Sammlung von Bildern Nikolaj Roerichs in Gefahr, zu verschwinden. Die Leitung des Ministeriums für Kultur der Russischen Föderation hat beschlossen, das Museum zu liquidieren und an seiner Stelle auf dem Lopukhin-Gut eine Zweigstelle des Staatlichen Museums für Orientalische Kunst zu etablieren. Dieser Beschluss wurde in Verletzung des Willens des Stifters des Nachlasses, Svyatoslav Roerich, gefasst und ist juristisch in keiner Form begründet.

Das Ministerium für Kultur der Russischen Föderation versucht, ohne jedwedes Recht, seine Handlungen mit formalen rechtlichen Aktionen zu untermauern, wofür die gesamte Macht der Staatsmaschinerie eingesetzt wird.

Auf Bitte des Ministers für Kultur der Russischen Föderation, Vladimir Medinski, wurde das Lopukhin-Anwesen, auf dem seit mehr als 25 Jahren das nichtstaatliche Nikolaj-Roerich-Museum ohne staatliche finanzielle Unterstützung erfolgreich tätig ist, in die Verwaltung des Staatlichen Orientmuseums übergeben. Eine derartige Entscheidung ist nur schwer mit normaler Logik zu erklären. Es ist eher ein Schritt auf dem Weg eines  von Staatsbeamten ausgedachten Planes zur Liquidierung eines öffentlichen und von der Gesellschaft geschaffenen Museums von Weltniveau. Die folgenden Schritte bestätigen diese Absicht.

Vladimir Medinski und Vladimir Aristarchov, sein Stellvertreter, haben vielfältige Überprüfungen der Aktivitäten des Internationalen Roerich-Zentrums durch Kontrollorgane angestoßen: angefangen mit der Arbeitsaufsicht bis zu Überprüfungen durch die Staatsanwaltschaft und das Justizministerium. Keine diese Überprüfungen brachte nennenswerte Verstöße zutage, die Tätigkeit des Internationalen Roerich-Zentrums wies „sogar“ keine Anzeichen von Extremismus auf, dessen das Ministerium für Kultur die anerkannte gesellschaftliche Organisation beschuldigte. All das, um seine Ziele zu erreichen!

Den Rausschmiss des Internationalen Roerich-Museums und seines nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museums aus den rechtmäßig genutzten Gebäuden des Lopukhin-Guts versucht auch der stellvertretende Direktor des Staatlichen Museums für Orientalische Kunst, Tigran Mkrtytschev. Es werden Gerichtsverhandlungen arrangiert, es werden außerplanmäßige Überprüfungen angeblich im Rahmen des Rechts auf operative Verwaltung durchgeführt. Für die Diskreditierung der Leitung des nichtstaatlichen Roerich-Museums und seiner kulturellen Tätigkeit bemüht das Ministerium für Kultur der Russischen Föderation gar staatliche Fernsehsender und sonstige Medien. Der Strom von Verleumdungen und erlogener Informationen werden in den Nachrichtensendungen ganz Russlands und anderer Länder verbreitet. Gleichzeitig ist der Zugang des Internationalen Roerich-Zentrums zu den Medien für die Veröffentlichung von Material versperrt. Es herrscht praktisch eine Blockade.

Wir glauben, der Hauptgrund für derartige unvorstellbare Übergriffe sind rein materielle Interessen der Staatsbeamten. Es geht immerhin um unschätzbar wertvolle Kunstgegenstände und ein einzigartiges wissenschaftliches Archiv aus dem Nachlass der Roerichs im Wert von Hunderten von Millionen Euro. Es geht aber auch um die Gebäude des Zentrums und des Museums, die im Herzen von Moskau in unmittelbarer Nähe zum Kreml und der Erlöserkathedrale liegen.

Die Staatsbeamten erklären, dass sie die Kulturschätze der Roerichs in einer  staatlichen Einrichtung besser bewahren könnten als die Öffentlichkeit. Allerdings gelang es den staatlichen Strukturen in Moskau nicht, die wertvolle Bildersammlung in der Wohnung Jurij Roerichs (1902-1960), älterem Sohns Roerichs und bedeutendem Orientalisten, zu beschützen. Auch wurde das Versprechen nicht erfüllt, ein staatliches Roerich-Museum zu gründen, in dem rund 400 Bilder ausgestellt werden sollten, die Jurij Roerich dem Staat kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Bis heute sind im Russischen Museum und der Tretyakov-Galerie Hunderte von Roerich-Gemälden, die von Jurij Roerich nach Russland gebracht wurden, in den Museumsarchiven, für Betrachter unzugänglich, eingelagert. Die Internationale nichtstaatliche Organisation „Internationales Roerich-Zentrum“ hingegen hat nicht nur den gesamten von Svyatoslav Roerich übergebenen Nachlass verlustfrei bewahrt, sondern vielmehr mit Hilfe von Mäzenen und Spendern die Kunstsammlung bedeutend erweitert, sodass sie mittlerweile fast 1.000 Werke der Roerichs umfasst.

Die kulturelle, wissenschaftliche, verlegerische und friedensfördernde Tätigkeit des Zentrums in den vergangenen 25 Jahren wird in der Welt hoch geschätzt. Mit dem Internationalen Roerich-Zentrum und seinem öffentlichen Museum kooperieren viele internationale Organisationen, darunter die UNESCO und die UNO. Das Internationale Roerich-Zentrum hat die Ideen des Roerich-Paktes und das Friedensbanner, das Nikolaj Roerich das „Rote Kreuz der Kultur“ nannte, in der ganzen Welt verbreitet. Mit seinem eindrucksvollen friedensfördernden Projekt „Der Roerich-Pakt. Geschichte und Gegenwart“ führt uns das Roerich-Zentrum eindringlich vor Augen, dass die Kultur als gesamtmenschheitliche Errungenschaft aktiv geschützt werden muss. Dieses Ausstellungsprojekt wurde mit aktiver Unterstützung durch öffentliche Organisationen wie dem UNO- und dem UNESCO-Hauptquartier, dem Friedenspalast in Den Haag sowie in vielen Städten der USA und Europas, Lateinamerikas, Asiens durchgeführt. Der Generalsekretär der UNO, Ban Ki-moon nannte dieses Projekt überaus aktuell und rechtzeitig.

Das nichtstaatliche Roerich-Zentrum entwickelt sich ungeachtet der durch die Staatsbeamten geschaffenen schwierigen Bedingungen und ist der Mittelpunkt einer internationalen Bewegung zum Schutz der Kultur. Es hat gewaltiges Potenzial zur weltweiten Unterstützung von Roerichs Idee zum „Frieden durch Kultur“. Das nichtstaatliche Nikolaj-Roerich-Museum des Internationalen Roerich-Zentrums ist für das Publikum zugänglich, leistet große kulturelle Arbeit, führt Workshops in Malerei durch, hält Vorlesungen und Musikabende. Ein Blick auf die Website http://en.icr.su/news/ gibt einen Einblick in diese Aktivitäten. Aber erst bei einem Besuch dieses öffentlichen Museums lässt sich all dies mit eigenen Augen erforschen.

Derartige kulturelle Aktivitäten aber braucht das Ministerium für Kultur, das in Korruptionsskandale wie dem Verbringen von Kulturschätzen ins Ausland verstrickt ist, nicht. (Artikel der Moscow Post vom 16.09.2016)
Öffentliche Organisationen, Wissenschaftler, Kulturträger und einfache Bürger auf der ganzen Welt sind bestürzt über die zerstörerischen Handlungen der Führung des Ministeriums für Kultur der Russischen Föderation gegen das nichtstaatliche Nikolaj-Roerich-Museum. Sie wenden sich mit ihren Briefen an die russische Regierung, an den Staatspräsidenten, an das Außenministerium. Als Antwort bekommen sie einförmige Antworten, vorbereitet von den Staatsbeamten des Kulturministeriums.

Die Frage, ob das einzigartige Nikolaj Roerich-Museum des Internationalen Roerich-Zentrum den Status einer öffentlichen oder staatlichen Einrichtung haben soll, ist nicht einfach die Frage nach dem Status. Sie ist weit bedeutsamer. Es geht um die Verletzung des Willens des Besitzers eines Nachlasses von Weltbedeutung und um die faktische Zerstörung einer gesellschaftlichen Kulturform  durch den Staat in Russland. Und hier ist das bedeutendste Beispiel das nichtstaatliche Nikolaj-Roerich-Museum in Moskau.

Ohne eine tatkräftige und aktive internationale gesellschaftliche Bewegung zum Schutz von Kulturschätzen sind Verträge oft nur leere Worthülsen. Nach Unterzeichnung des Roerich-Paktes im Jahre 1935 schrieb Nikolaj Roerich: „Der Pakt darf nicht in den Regalen der Gesetzesarchiven verbleiben“ und sein tiefer Sinn liegt eben in einem gesellschaftlichen Schutz der Kultur. Heute ist die Bewahrung des Roerich-Nachlasses und des nichtstaatlichen Nikolaj-Roerich-Museums in den Gebäuden des Lopukhin-Anwesens eben dieser gesellschaftliche Schutz von Kultur. Der Nachlass der Roerichs gehört nicht nur Russland, er ist ein bedeutender Teil der gesamten Weltkultur. Deshalb ist seine Bewahrung und sein Schutz Sache der gesamten Menschheit.

Wir wenden uns an alle Menschen, denen die kulturellen Errungenschaften der Menschheit nicht gleichgültig sind, bei der Unterstützung des Internationalen Roerich-Zentrums und dem Erhalt des Nikolaj-Roerich-Museums zu helfen. Jedes Unterstützungsschreiben an unsere Adresse hilft. Wir werden diese dann geschlossen nach Moskau schicken. 

Halina Schneider
Vorsitzende des Vorstandes
Deutsche Roerich-Gesellschaft e.V.  

Pressefreiheit oder Willkür der Medien?!

Offener Brief über den Umgang der russischen Medien mit dem Internationalen Roerich-Zentrum in Moskau

Pressefreiheit oder Willkür der Medien?!

 

Die Radio- und Fernsehsendungen, die die Massenmedien der Russischen Föderation in den vergangenen Monaten sintflutartig verbreiten, veranlassen mich zu diesem Schreiben. Die letzte dieser Art auf dem Fernsehkanal „Rossiya 1“ war der Videobeitrag von Alexander Karpov vom 06.09.2016 mit dem Titel „Das Ministerium für Kultur rettet das Lopukhin-Anwesen vor dem Roerich-Zentrum“.

Alles, was im Fernsehbeitrag gezeigt wurde, aber auch die Darbietung des Material selbst durch den Journalisten A. Karpov bestürzt mich tief. Nicht nur, dass weder Erklärungen der Leitung des Internationalen Roerich-Zentrums noch Dokumente zur Verfügung gestellt wurden, vielmehr wurde die gesamte Information einseitig, unbewiesen und inkompetent vorgetragen. Wie schrieb Michail Lermontov 1837 in seinem Gedicht über die Schlacht bei Borodino: „Verknäult die Rosse und die Reiter..“, also ein heilloses Durcheinander.

Man könnte natürlich derartige Videobeiträge ignorieren, wäre die Situation um das Internationale Roerich-Zentrum und den Nachlass der Roerich-Familie, den Svyatoslav Roerich zur Schaffung des nichtstaatlichen Roerich-Museums an Russland übergab, nicht so ernst. Svyatoslav Roerich wählte das Lopukhin-Anwesen im Zentrum von Moskau als neue Heimat des Roerich-Nachlasses. Svyatoslav Roerich war Begründer des Internationalen Roerich-Zentrums, dessen Herzstück das öffentliche Roerich-Museum ist.

Im Videobeitrag von Herrn Karpov steckt so wenig Wahrheit, dass mit sie mit der Lupe suchen muss. Recht offen hingegen ist die Position des Staatlichen Museums des Ostens und des Ministeriums für Kultur der Russischen Föderation aufgezeigt: man will  das Internationale Roerich-Museums aus dem Lopukhin-Anwesen rausschmeißen. Wie soll das geschehen? Ganz einfach: man stellt dem Roerich-Zentrum unerfüllbare Bedingungen für seine Existenz und diffamiert es in der Öffentlichkeit, indem man ein unwahres Bild der Organisation als staatsfeindliche Einrichtung schafft. Der Journalist Karpov erfüllt diese Aufgabe, wie aus seinen Behauptungen und Aussagen ersichtlich ist, mit größtem Eifer. Er ist derart bemüht, dass er unbewiesene Aussagen auftürmt, Sätze aus dem Kontext des Interviews, das er mit dem Vizepräsidenten des ICR, Alexander Stetsenko führte, reißt und Lüge als Wahrheit hinstellt. Herr Karpov nimmt offensichtlich an, dass bereits der Name des Senders „Rossiya 1“ den Menschen Vertrauen abringt.

Für mich ist die Verbreitung derartiger Videos und Radiosendungen vielsagend. Vor allem über das Vertrauen in die Massenmedien in Russland. In einer Zeit der schnellen Verbreitung von Informationen haben wir nicht nur Zugriff auf Fernsehen und Radio in dem Land, in dem wir leben, sondern auch auf die Medien in anderen Ländern. Und so bildet sich eine allgemeine Vorstellung über Länder, über die Kultur der Völker und ihrer Bewohner, über den moralischen Zustand einer Gesellschaft. Und schließlich wird so über Vertrauen und eine mögliche Zusammenarbeit entschieden. Nach den Videos, die viele Menschen in unterschiedlichen Ländern sehen (in unserer großen Welt gibt es viele russischsprachige Menschen) taucht unwillkürlich die Frage nach Vertrauen auf. Wenn die gesetzlich verankerte Freiheit der Medien aber ein Mittel ist, das Lüge und Verleumdung in Nachrichtensendungen in ganz Russland und im Ausland zulässt, wie kann man von Vertrauen und Zusammenarbeit die Rede sein?

Viele internationale Organisationen auf der ganzen Welt arbeiten mit dem Internationalen Roerich-Zentrum zusammen. Es werden gemeinsame Kulturprogramme aufgelegt, es finden Ausstellungen und Konferenzen statt, um das Schaffenswerk und, was heute besonders wichtig ist, die friedensfördernden Ideen von Nikolaj Roerich zu pflegen und zu verbreiten. Das Internationale Ausstellungsprojekt „Der Roerich-Pakt. Geschichte und Gegenwart“ wurde vom Internationalen Roerich-Zentrum organisiert und zeigt die Aktualität des ersten internationalen Dokumentes zum Schutz der kulturellen Errungenschaften der Völker auf. Dieses Ausstellungsprojekt wurde bereits in vielen Ländern umgesetzt, auch in Deutschland unter der Schirmherrschaft der deutschen UNESCO-Kommission. Vor Übernahme einer Schirmherrschaft werden üblicherweise alle projektbegleitenden Unterlagen geprüft, Ziele und Mittel der Umsetzung eines Projektes werden hinterfragt. So war es auch mit dem Ausstellungsprojekt „Der Roerich-Pakt. Geschichte und Gegenwart“. Die Initiative des Internationalen Roerich-Zentrums wurde von der Generaldirektorin der UNESCO, Frau Irina Bokova, dem Generalsekretär der UNO, Ban Ki-moon, sowie einer Vielzahl von Kulturträgern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstützt. Und dies ist lediglich ein kleines Beispiel für die aktive friedensfördernde Tätigkeit dieser nichtstaatlichen und nicht, wie das Video des Herrn Karpov suggeriert, „privaten“ Organisation. Wie kann hier also die Rede von einer „zweifelhaften Reputation“ des Internationalen Roerich-Zentrums sein?!

Und so denken leider viele über das Vertrauen in Informationen in einem Land, wo eine in der Weltgesellschaft bekannte öffentliche Organisation derart mit Schmutz beworfen wird.

Es macht keinen Sinn, alles am 06.09.2016 von Herrn Karpov in seinem Video auf dem Sender „Rossiya 1“ Dargelegte zu kommentieren und zu wiederholen. Nach Übertragung der vorhergegangenen Sendung des „Superjournalisten“ (am 22.06.2016) und der Radiosendung „Polnyj Kontakt“ von V. Solovyov (am 21.07.2016) hat unsere Organisation (und, so glaube ich, nicht nur wir) Beschwerde bei der russischen Staatlichen Aufsichtsbehörde für Informationstechnologie und Massenmedien „Roskomnadsor“ eingereicht und an die Gesellschaftliche Kammer der Russischen Föderation geschrieben.

„Roskomnadsor“ hat das Programm „Polnyj Kontakt“ analysiert, und „im Ergebnis keine Verstöße gegen die Gesetzgebung der Russischen Föderation im Bereich der Massenmedien festgestellt“. Es stellt sich heraus, dass jedwede Einmischung in die Tätigkeit einer Redaktion, auch durch staatliche Organe, eine Verletzung der beruflichen Selbständigkeit nach Artikel 58 des Gesetzes über die Medien ist. Ein Journalist hat die Freiheit, seine persönlichen Urteile und Bewertungen darzulegen, die zur Verbreitung in seinem Namen bestimmt sind. Und wenn es jemandem nicht gefällt, dann möge man sich an die Redaktion wenden, eine Gegendarstellung fordern oder eine Gegendarstellung auf gerichtlichem Wege einklagen.

Und erst dann, wenn das Gerichturteil in Kraft ist, „hat die Behörde das Recht, Maßnahmen gegen die Redaktion der Medien in Betracht zu ziehen, die im Gesetz der Russischen Föderation über die Massenmedien vorgesehen sind.“ So lautet die Antwort.

Alles nach Recht und Gesetz, so scheint es. Allerdings forderte das ICR eine Gegendarstellung beispielsweise nach Ausstrahlung der Sendung von Herrn Karpov am 22.07.2016, eine Antwort auf den Brief vom ICR, versandt am 01.08.2016, ist bis heute nicht beantwortet. Bleibt also nur die Variante einer Gerichtsverhandlung? Offensichtich wird von den interessierten Personen eine weitere Aufgabe umgesetzt: die nichtstaatliche Organisation mit endlosen Gerichtsverfahren zu überziehen?!

Wo bleibt die journalistische Ethik, wo ist die Ehre und Würde der Mitarbeiter der Medien? Es können doch nicht alle gekauft und verkauft sein und die Menschen alle Hoffnung verloren haben, objektive Informationen zu bekommen, die eine Meinung vertreten und die Position aller Seiten berücksichtigen, um sich selbst ein Bild von der Wahrheit zu machen? Die Zerstörung des positiven Images des Internationalen Roerich-Zentrums und die Diskreditierung seines Rufes verschlingen enorme administrative Ressourcen. Die Beamten des Ministeriums für Kultur und des Staatlichen Museums des Ostens arbeiten unermüdlich, die verdiente öffentliche Organisation aus der Geschichte zu streichen. Aber dies wird nicht gelingen! Wir sind viele, wir sind Zeugen und Beteiligte der Ereignisse. Es sind diejenigen, die persönlich an der Restaurierung der Gebäude des Lopukhin-Anwesens aus Ruinen teilgenommen haben, die dem ICR und dem Roerich-Museum bei der Arbeit und seiner Existenz auch unter den  unerträglichen Bedingungen des Ministeriums für Kultur und des Museums des Ostens geholfen haben und weiter helfen werden. Die Arbeit, die das Internationale Roerich-Zentrum unter Leitung der Generaldirektorin des Roerich-Museums, Ludmila Shaposhnikova, einer Wissenschaftlerin, Persönlichkeit des öffentlichen Lebens von Weltruf und Vertrauten von Svyatoslav Roerich, vom Moment der Gründung des Museums bis heute geleistet hat, ist ein enormer Beitrag zur Entwicklung der russischen und Weltkultur, der die Zeit überdauern wird.

Ich bedauere sehr, dass es unter den Journalisten Russland zu wenig engagierte Profis gibt, die eine Situation objektiv (und ohne Angst) darlegen und das wahre Bild der nichtstaatlichen Organisation „Internationales Roerich-Zentrum“ zeigen, die für ihre Verdienste um die Bewahrung und Wiederherstellung des Architekturdenkmals des 17. – 19. Jahrhunderts, das „städtische Lopukhin-Anwesen“, im Jahr 2007 mit dem Staatspreis „Kulturerbe“ in der Rubrik „Restaurator“ ausgezeichnet wurde. Mit Verordnung des Präsidenten der Russischen Föderation, Valdimir Putin, wurde die Generaldirektorin des öffentliche Nikolaj-Roerich-Museums  Ludmila Shaposhnikova für ihren großen Beitrag zur Entwicklung der Museumskunde und Bewahrung von Kulturerbe mit staatlichen Auszeichnungen geehrt: dem „Orden der Freundschaft“ (2006) und dem „Orden für Verdienste um das Vaterland“ 4. Klasse (2011). Es ist nicht schwer, sich mit der kulturellen, wissenschaftlichen und publizistischen Aktivitäten des ICR vertraut zu machen. Ein Blick auf die Website der Organisation genügt. Das Wichtigste jedoch ist, dass es für die Staatsbeamten nicht schädlich wäre, das öffentliche Nikolaj-Roerich-Museum zu besuchen und dort mit eigenen Augen alles anzuschauen.

Ich bin sicher, dass für diejenigen, die gegen das Internationale Roerich-Zentrum destruktiv Hand anlegen, in der Geschichte keinen Platz ist. Ihre Namen werden in Vergessenheit geraten. Denn das Saatgut der Lüge, das sie säen, wird zu Blumen der Wahrheit erblühen. Dazu werden wir alle das Internationale Roerich-Zentrum und sein Nikolaj-Roerich-Museum unterstützen.

Remscheid, den 27.09.2016

 

Halina Schneider
Vorsitzende des Vorstandes
Deutsche Roerich-Gesellschaft e.V.